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18.07.2024
Themenbeitrag

Messer & BDSM


Bild von: MagicZyks

Liebe Mitglieder der Sklavenzentrale,

Ich denke nicht, dass Messer & BDSM zusammengehören wie „Dick und Doof“ oder „Romeo & Julia“. Rigger sollten zwar immer etwas zum Schneiden in der Tasche haben, um im Notfall eine Fesselung rasch zu lösen, aber das ist ein Sonderfall.

Mein Beitrag zielt auf das neue Waffengesetz ab, welches bei YouTube auch gern als Messergesetz bezeichnet wird. Nachdem vermehrt in der Presse zu lesen war, die Anzahl der Messerdelikte hätte zugenommen und dann der Messerangriff in Mannheim passiert ist, der einem Polizisten das Leben gekostet hat, möchte das Innenministerium die Waffengesetze verschärfen. Zur Diskussion steht, dass das Führen von feststehenden Klingen ab 6 cm in der Öffentlichkeit nicht mehr erlaubt sein soll.

Ich habe daraufhin einmal nachgemessen und festgestellt, das 80% meiner Taschenmesser darunter fallen würden. Wenn ich die YouTube-Beiträge korrekt verstanden habe, stehen die ganzen Details:

  • gilt auch ein Teppichmesser als verbotenes Einhandmesser?
  • wie wird Öffentlichkeit definiert?

und einiges andere noch in der Diskussion.

Doch darum geht es mir nicht. Nehmen wir - der Einfachheit halber - einmal an, ich darf ein Taschenmesser von 6,5 cm Klingenlänge nicht mehr ohne verschlossenen Behälter in der Öffentlichkeit dabei haben.

Kein Ding, oder?

Die meisten von uns - mich eingeschlossen - haben ohnedies nie ein Messer dabei. Es gibt für Messer in meinem Alltag wenig zu tun. Ich hatte zwar eine Zeitlang immer ein französisches Laguoille dabei. Einfach weil mir der Gedanke gefiel, ich würde mich spontan mit einem Baguette und einem Stück Käse auf einer Wiese mit meiner Liebsten niederlassen, um dem süßen Leben zu frönen.

In meiner Seiltasche habe ich auch stets ein Messer, einfach zur Sicherheit, aber noch nie benutzt.

Ich denke die meisten Menschen können ganz gut auf ein Messer in der Hosentasche oder am Gürtel verzichten.

Außer du bist Pfadfinder, Handwerker, Gärtner, Landwirt, Hobby-Schnitzer, mobiler Caterer, Camping-Freund, usw.

Und genau weil, die Gruppe der Messerfreunde so klein ist, ist die Gesellschaft zum Schutz vor Messerangriffen gern bereit, deren Bedürfnisse zu beschneiden.

Genau jetzt (und der Leser wird sich schon gefragt haben, wann ich endlich zum Punkt komme) kommt BDSM ins Spiel.

BDSM ist nicht super gefährlich, aber auch nicht harmlos. Es gibt hier im Magazin einen Beitrag eines Mediziners, der auf etliche Gefahren und zu vermeidende Verletzungen hinweist, die durch das Praktizieren von SM passieren können.

Stellt euch einmal vor, es gäbe einen spektakulären BDSM-Unfall mit Bondage. Eine Boulevard-Zeitung stellt daraufhin die Frage, ob man wirklich seine Partnerin in einer Suspension fesseln muss?

Die Mehrheit der Gesellschaft würde das mit nein beantworten. Die meisten Menschen hatten ohnehin nie den Wunsch dies zu tun und die Gefahr, dass sich ein naives Bunny - ohne alle Gefahren zu überblicken - bei einer Fesselung verletzt, ist gegeben.

Nie war es für die Mehrheit der Gesellschaft so leicht, eine potentielle Gefahr durch ein Verbot zu minimieren, um Menschen zu schützen und die Welt ein Stückchen besser zu machen.

Ein Bondage-Verbot.

Ein wenig konstruiert! Das gebe ich gern zu. Und Messer und Hanfseil spielen auch nicht in der gleichen Liga. Anderseits - so vermute ich stark - sind Strafdelikte mit teuren Sammlermessern oder Taschenmessern selten. Laut eines Berichts (den ich im Netz gefunden habe), werden die meisten Straftaten mit preiswerten, großen Küchenmessern verübt.

Für mich ist, in einer liberalen Demokratie, die Freiheit des Individuums von zentraler Bedeutung. Sie bildet das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft aufbaut. Aber diese Freiheit steht immer wieder vor Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Sicherheit geht. Dabei wird - so empfinde ich es - schon mal übersehen, dass eine Zunahme an Sicherheit fast immer mit einer Abnahme an Freiheitsrechten verbunden ist.

Ich habe mich z.B. lange gegen die Anschnallpflicht im Auto gewehrt. Ich habe nicht bezweifelt, dass Anschnallen gut ist, es hat mich aber gestört, dass man mir nicht die Entscheidung über das Risiko zugestehen wollte.

Für mich ist es wichtig im Blick zu behalten, dass Freiheit immer auch das Risiko beinhaltet, dass Einzelne diese Freiheit missbrauchen oder, dass Freiheit Nachteile beinhaltet. Eine Gesellschaft, die versucht, jede Form von Risiko zu eliminieren, läuft Gefahr, ihre grundlegenden Freiheiten aufzugeben.

Damit ich nicht missverstanden werde, das neue Waffengesetz (sollte es denn so kommen) ist wahrscheinlich eine gute Sache, wenngleich sich Kriminelle meist dadurch auszeichnen, sich eben nicht an Gesetze zu halten (also trotz Verbot ein Messer führen).

Aber wie immer im Leben gibt es zwei Seiten. Mehr Sicherheit erkaufen wir uns durch weniger Freiheit. Und so, wie ich mich nicht für die ganzen gesetzestreuen Messerträger stark mache, weil es mir egal ist, macht sich fünf Jahre später auch kein Messerträger für meine Vorlieben stark. Aber genau darauf sind wir BDSMer vielleicht angewiesen, auf das Recht „risikobehaftete Freiheiten“ ausleben zu dürfen.

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